Georg Kröll

*  3. Mai 1934

von Jörn Peter Hiekel

Essay

Krölls facettenreiches kompositorisches Schaffen umfasst sehr unterschiedliche Gattungen, lässt jedoch eine gewisse Vorliebe für Kammermusik erkennen. Die Werke aus diesem Schaffensbereich enthalten sich machtvoll auftrumpfender Gesten sowie anderer typischer Elemente des großen rhetorischen Apparates und suchen mit deutlichem Bezug zur Tradition emphatischer Kammermusik – gleichwohl mit unverkennbar zeitgenössischen Gestaltungsmitteln und ohne jede restaurative Attitüde – den Hörer für feinste klangliche Differenzierungen zu sensibilisieren. Daneben ist Kröll in fast allen Phasen seines kompositorischen Schaffens auch mit Werken größerer Besetzung hervorgetreten, hat sich vom Musiktheater allerdings konsequent ferngehalten. Quantitativ dominieren in seinem Schaffen rein instrumentale Besetzungen über die Kompositionen für – meist solistische – Vokalstimmen. Doch sowohl instrumentale als auch vokale Werke Krölls verraten ein ausgeprägtes Interesse des Komponisten an moderner Literatur und ihren künstlerischen Strategien.

Auf die vor 1958 entstandenen Werke blickt Kröll etwas distanziert zurück. Seine Arbeiten aus der 1953 begonnenen Studienzeit bei Frank Martin zeigen – offenbar deutlich stimuliert von Martin – Einflüsse von Komponisten wie Arnold Schönberg, Igor' Stravinskij oder Béla Bartók.

Der Anschluss an wesentliche Entwicklungen der Gegenwartsmusik gelang Kröll erst, nachdem 1957 Bernd Alois Zimmermann sein Lehrer und wichtigster Impulsgeber wurde. Das erste in der Studienzeit bei ...